Reisebericht Guinea-Bissau 2012
Wasser ist Leben. Und wohl überall in Afrika gibt es ein Wasserproblem. Wenn es überhaupt zur Verfügung steht, ist es von so schlechter Qualität, dass das Trinken von Wasser statt Leben Krankheit und gar den Tod bringen kann. So erfahren am eigenen Leib, trotz aller Vorsicht, auf meiner ersten Reise nach Guinea-Bissau zur Regenzeit im August 2011, begann ich darüber nachzudenken, ob es für Guinea-Bissau eine afrikanische, d.h. sehr einfache Lösung geben könnte, Wasser zu desinfizieren.
Und wie das so ist, wenn man anfängt, sich in eine Sache zu vertiefen, kam eines Tages das Buch „Moringa oleifera - die wichtigste Pflanze der Menschheitsgeschichte“ zu mir. Neben den wunderbaren, der Moringa zugeschriebenen Eigenschaften, faszinierte mich vor allem die Möglichkeit, dass wenige Samen zermörsert einen Liter Wasser desinfizieren sollen.
In meinen Vorträgen „Zeitreisen“ sprach ich darüber, dass ich für meine nächste Reise nach Guinea-Bissau, wo sehr gute Wachstumsbedingungen für die Moringa oleifera herrschen, Samen von dieser Pflanze mitnehmen wollte. Zu meiner großen Freude bekam ich im Anschluss an einen meiner Vorträge ein ganzes Säckchen Moringasamen geschenkt.
Meine Absicht war, wieder nach Fulacunda, einem Dschungeldorf in Guinea-Bissau, zu reisen, um Djoukou, die ich im August 2011 durch Mariama, Lehrerin an der Sprachschule „Centro de Lingua Portuguesa de Bissau“ kennenlernte, aufzusuchen. Djoukou versteht viel von der Heilkraft der Pflanzen ihres Landes. Sie heilte ihren Mann von Gelbfieber und sie teilte mit mir ihr umfangreiches Wissen. Ich fand Djoukou in einer langen beschwerlichen Reise wieder und sprach mit ihr über die Moringa. Am nächsten Tag wollte Djoukou den Samen in die Erde geben.
Und natürlich traf ich meine Freunde wieder. Aboubaka, mein junger Seelenfreund, Begleiter und Dolmetscher auf all meinen Exkursionen. Dr. Agosthino Ça, Kollege der in alten Zeiten in Leipzig Medizin studierte und 1992 in sein Land zurückkehrte. Schon allein deswegen wird er sehr verehrt. Jetzt ist er Gesundheitsminister der Übergangsregierung, die seit dem Putsch im April 2012 die politische Richtung bestimmt. Dr. Ça ist ein auch sozial sehr engagierter Mensch. So sorgt er für die Verteilung von Sachgütern in die ärmsten Regionen seines Landes. Ihm 500€ zu übergeben, die der noch sehr junge Verein Colemumba e.V. für Guinea-Bissau gesammelt hat, war eine große Freude und ein Ereignis.
Einen vergessenen Schatz der Vergangenheit fand ich mit Marie in der Insel Bolama. Gefährlich ist der Weg für die dort lebenden Menschen zur Hauptstadt Bissau, um ihre Waren auf den Märkten anzubieten. Und nicht selten erreicht ein Notruf um ärztliche Hilfe, die es dort nicht gibt, meinen Freund Dr. Agosthino Ça.
Zu guter Letzt lag mir ein Projekt am Herzen, das ich mit vielen Kindern und einer Schulkasse von ca. 40 erwachsenen Schülern, die in Wahrheit zu Englischlehreren ausgebildet werden, realisieren durfte. So falteten wir in Origami Kraniche aus Papier und schufen gemeinsam einen Kranichbaum. Der Kranich steht in Japan als Symbol für ein langes und gesundes Leben. Ist das nicht einfach wunderbar?
Auf meiner Hin- und Rückreise fand ich in dem jungen Christopher Ça, Sohn von Dr. Agosthino Ça, und seiner Mitbewohnerin Djelma, gute Führer durch die liebenswerte Hölle Dakar.
von Heike
Lüddecke
13.Januar 2013