Unterstützung von Krankenhäusern

„Es tut mir leid, aber schau“, sagte mein Kollege Dr. Agostinho Ça, in dem er aus sieben Brutkästen in der Gynakologie deutete, die in gutem Zustand schienen. Das ist jetzt Schrott aus Deutschland, der hier herumsteht und Platz nimmt. Kein Strom! Känguruhs wären wohl besser gewesen. In einem Brutkasten mit Notstromversorgung, sah ich auf ein winziges menschliches Wesen, eins, wie es sie so zahlreich in dieser Region gibt. Der Hunger, der Vitaminmangel, das verseuchte Wasser, die jungen Mädchen, die - selbst fast noch Kinder - Kinder gebären, sind Gründe für diesen Umstand. „Beten wir, dass der Strom diese Nacht nicht ausfällt, dann kann er es schaffen. Wir Afrikaner sind stark, weißt Du“, und er ließ sein rundes Gesicht in einem breiten Lächeln erleuchten. Ja, das sind sie, stark. Das müssen sie auch sein. Jeder Zentimeter Platz auf den Fußböden, der Platz vor dem Hospital, auf den Treppen und Aufgängen war belegt von hoffnungsvoll um Hilfe Suchende.

Während wir über die am Boden liegenden Menschen auf dem Weg zur Notfallaufnahme hinwegstiegen, wurde es am Eingang unruhig. Als wir uns umsahen, kamen einige Männer. Einen schwer verletzten jungen Mann an Händen und Füßen über die Köpfe der Anderen hinwegschleppend, und verschwanden in ein Nebenzimmer. Durch die offen stehende Tür winkte mich Dr. Ça hinein. Der Junge lag mit offenem Schädel stark blutend auf einer rohen Holzliege. Knochen spießten aus dem blutig zerrissenen rechtem Hosenbein und pulsierende Blutströme füllten die eilig untergeschobenen Eimer bedrohlich schnell. Notdürftig stöpselte man den Jungen, der immer noch bei Bewusstsein war, an eine Infusionslösung an, die mit einem wohl selbstgebauten System noch mindestens acht weitere Menschen versorgte. „Du kannst ein Foto machen“, sagte Dr. Ça und blickte mich an. „Das kann ich nicht“, wehrte ich entschieden ab und er nickte nur.


Wir wussten, dass der Junge keine Chance hatte den nächsten Tag zu überleben. Mein Gott, dachte ich, wie kann man diesen armen Menschen bloß helfen. Drei Kisten mit unsterilen Handschuhen (sie werden so lange getragen bis sie wirklich kaputt sind), Mundschutz, Baumwolltüchern (man kann daraus wunderbar Verbandsmaterial herstellen, was in Wasser gekocht ebenfalls etliche Male verwendbar ist), Haut-Wund-Wasser- und Flächendesinfektions-mittel, klingt nicht viel. Aber es ist ein guter Anfang. Vor allem, wenn man mit diesen Dingen eine ständige Versorgung garantieren könnte. Neben dem größten Hospital in Bissau gibt es noch einige Dschungelstationen wie in Catio. Guinea-Bissau ist nicht viel größer als die Schweiz, mit knapp 1,3 Mio. Menschen. Es ist nicht unmöglich mit diesen wenigen Artikeln die bestehenden Hospitäler und Krankenhäuser zu unterstützen. Das ist unser Ziel.